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Weiterentwicklung der Wirkungsmessung


Eine der wichtigsten Entwicklungen der letzten Jahre ist die Wirkungsorientierung der Nonprofit Arbeit. Ausgehend von der Entwicklungszusammenarbeit hat sich die Frage, ob die Arbeit etwas Relevantes bewirkt, als zentrales Planungselement etabliert. Doch nachdem sich die NPO-Welt und jene der Förderstiftungen vertieft mit Wirkungsmodellen und Wirkungsmessung auseinandergesetzt hat, gilt es nun, die gemachten Erfahrungen zu nutzen und das Grundmodell zu präzisieren.


Legitimation ist nicht genug

Viele Projekte und Angebote werden heute auf Basis von Wirkungsmodellen aufgebaut. Sie bilden oft die Basis von Finanzierungsentscheiden, die ein nachvollziehbares und, wenn möglich, evidenzbasiertes Vorgehensmodell voraussetzen.

Die Arbeit mit Wirkungsmodellen hat zwei Zielsetzungen. Auf der einen Seite möchte man für die eigene Arbeit und für den Fachbereich dazulernen und neues Wissen schaffen. Auf der anderen Seite soll der Mitteleinsatz bei Geldgebern und der Öffentlichkeit legitimiert werden.

Betrachtet man die aktuellen Tendenzen, so ist die Legitimation gegenüber Geldgebern zur dominanten Motivation von Wirkungsmessung geworden bzw. wird von diesen so eingefordert. Verstärkt durch eine eher schwache Akzeptanz von Fehlschlägen (fehlende Fehlerkultur im NPO-Bereich) führt dies dazu, dass die Evaluationen nur auf den Beweis der Annahmen ausgerichtet sind, nicht auf Lern- und Entwicklungseffekte. Die Frage nach Fehlentwicklungen und unerwarteten Ereignissen wird nicht gestellt bzw. sie wird nicht einmal erfasst. Wir wissen jedoch aus verschiedenen Projekten, dass gerade im Bereich der gescheiterten Ansätze das eigentliche Entwicklungspotenzial liegt. Und unerwartete Entwicklungen in Programmen sind entscheidend für problemnahe Innovation, da hier bisher unbekannte Lücken und Bedürfnisse erst sichtbar werden.

Dies führt zu Erweiterungen des ursprünglichen IOOI-Models, wie das Causal-Link-Monitoring (CLM), das wir aktuell in verschiedenen Projekten nutzen. Es soll die Grundfrage nach der Wirkung immer noch beantworten, aber gleichzeitig dem Projektteam zeitnah anzeigen, weshalb etwas funktioniert und etwas anderes nicht. Und gleichzeitig sollen auch die unerwarteten Effekte und Wirkungen erfassen sein, um darauf neue Angebote zu entwickeln.

Wir haben zur Grundidee des CLM ein kurzes Video gemacht - Sie finden es hier.


Projekte haben Entwicklungsphasen

Die Vorstellung, dass während der ganzen Laufzeit eines Projekts die gleichen Evaluationsfragen relevant sind, muss unbedingt überarbeitet werden. Heute wird von Wirkungsmessung gesprochen, und es sind immer Outcome-Analyse damit gemeint. Diese statische Vorstellung wird der Entwicklung eines Projekts nicht gerecht. Erfolgreiche NPO-Projekte entwickeln sich über einen Zeitrahmen von 8 bis 12 Jahren, in denen man wesentliche Elemente des Projekts evaluieren soll - aber sicher nicht immer dasselbe.

Man kann die Entwicklung eines Projekts in untenstehende Phasen einteilen. Wir würden diesen Phasen mindesten drei unterschiedliche Evaluationsphasen zur Seite stellen.


Output-Monitoring während der Pilotphase und der Anpassung: Hier interessiert, ob die Planung des Konzepts sich im Projekt bestätigt und was im Setting angepasst werden muss. Zentral ist hier oft die Zielgruppenerreichung und deren Bedürfnisse. Für verifizierbare Aussagen zur erreichten Wirkung eines Projekts ist es normalerweise zu früh.


Wirkungsanalyse: Nachdem das Grundkonzept geprüft und angepasst wurde, kann man daran gehen, den bereits greifbaren Outcome zu analysieren und den Schritt vom Output zum Outcome zu systematisieren. Hier erhält man die entscheidenden Erkenntnisse, ob sich eine Projektarbeit gesellschaftlich «lohnt» oder nicht, die eigentliche Kernfrage der Wirkungsorientierung.


Implementierungs-Forschung: Wurden das Setting und die Wirkung bestätigt und hat sich beides als erfolgreich erwiesen, gibt es ein gesellschaftliches Interesse, ein erfolgreiches Projekt für möglichst viele Personen und über ein möglichst grosses Gebiet nutzbar zu machen. Hier steht die Frage nach den Faktoren für ein erfolgreiches Ausrollen im Zentrum, von der notwenigen Struktur der Trägerorganisation über die gesetzlichen Grundlagen bis zum langfristigen Finanzierungsmodell. Implementierungsforschung wird aktuell vor allem in der Medizin betrieben, die die Frage klären muss, wie sie eine erfolgversprechende neue Behandlungsmethode ans Patientenbett bringt, so dass sie überhaupt Wirkung entwickeln kann. Uns scheint es wichtig, dass diese Frage der Reichweite mehr in den Fokus der NPO-Arbeit und auch der Fördertätigkeit von Förderstiftungen zu rückt. Deshalb sollte auch die Implementierungsforschung an Bedeutung gewinnen.


Agilität gefordert

Oft wird von einzelnen NPO Agilität gefordert. Wir möchten dies auch für den ganzen Bereich vorschlagen. Konzepte wie die Wirkungsmessung dürfen keine abgeschlossenen, starren Modelle sein, sondern systemisch weitergedacht werden. Sie sollen aktiv weiterentwickelt werden. Wir versuchen hier, einen konstruktiven Beitrag zu leisten und freuen uns über den Fachaustausch mit Ihnen.

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