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Was Stiftungen gegen Rassismus tun können.

Dieser Text erschien ursprünglich am 30.6.2020 im Blog von "The Philanthropist".


Aktuell wird das Thema «Rassismus» heiss diskutiert. Das Gute daran ist, dass dabei nicht nur über Amerika gesprochen wird, sondern auch über die Schweiz und Europa. Denn tatsächlich haben sich hier in letzter Zeit rassistische Einstellungen unter «Normalbürger*innen» rasant verbreitet. Der zunehmende Erfolg von Parteien mit rassistischem Gedankengut zeigt, dass solche Einstellungen mittlerweile salonfähig geworden sind.

Rassismus ist ein Warnsignal dafür, dass der gesellschaftliche Zusammenhalt in Gefahr ist. Hauptverantwortlich für den Rückgang des Zusammengehörigkeitsgefühls ist die soziale Ungleichheit, welche seit rund 40 Jahren wieder grösser wird und die Gesellschaft vermehrt in «Gewinner» und «Verlierer» spaltet.


Wo können Stiftungen in diesem politischen Thema ihre Rolle finden und wirksam ihren Beitrag gegen Rassismus leisten?

Im aktuellen Themenreport von PHINEO bin ich auf einen Ansatz gestossen, welcher das Problem an der Wurzel zu packen versucht. Weil ich ihn sehr inspirierend finde, stelle ich den Ansatz in diesem Blogbeitrag vor.


Der Themenreport zeigt auf, dass, wer nachhaltig gegen Rassismus vorgehen will, dies am besten über die Stärkung des gesellschaftlichen Zusammenhalts tut. Die grosse Stärke des Reports liegt darin, dass er es schafft, das abstrakte Konstrukt «gesellschaftlicher Zusammenhalt» greifbar zu machen mit Hilfe eines Denkmodells. Dieses teilt den gesellschaftlichen Zusammenhalt unter Berufung auf ein sozialwissenschaftliches Modell in drei Arten sozialer Bindung auf:

  • Die engsten Bindungen zu Menschen mit vielen Gemeinsamkeiten wie Familie und Freunde (Bonding);

  • Bindungen zu Personengruppen mit weniger Gemeinsamkeiten wie Leute aus dem Quartier, Vertretende anderer Generationen oder anderer Glaubensrichtungen (Bridging);

  • Bindungen zu übergeordneten Institutionen wie Regierungen, Behörden oder Schulen und das Vertrauen darin, dass man durch demokratische Teilhabe seine Lebenswelt aktiv mitgestalten kann (Linking).

Studien belegen, dass, wenn alle drei Arten der sozialen Bindungen intakt sind und sich in einer guten Balance befinden, der gesellschaftliche Zusammenhalt besonders stark ist. Ist dies nicht der Fall, nimmt die Solidarität untereinander ab, das Zugehörigkeitsgefühl zu einer Gemeinschaft geht verloren, das Vertrauen in die öffentliche Hand wird geringer und die politische Beteiligung sinkt. Alles Indikatoren, welche sich in aktuellen Studien bestätigt finden.


Förderorganisationen nun können dieses Modell als Denkgerüst nutzen und ihre Förderung bewusst – je nach Bedarf — auf einer dieser drei Ebenen oder auf allen dreien ansetzen. Dank dem Grad an Konkretisierung können sie klare Wirkungsziele festlegen und teilweise auch messen. Auch darin sehe ich eine grosse Stärke dieses Ansatzes. Er ermöglicht es, aus der Annahme, einen Beitrag zum gesellschaftlichen Zusammenhalt zu leisten, eine Gewissheit zu machen.


Der Themenreport kann gratis heruntergeladen werden unter: https://www.phineo.org/projekte/gesellschaftlicher-zusammenhalt

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